Als Kind war für mich das Schweizer Kreuz ein Symbol für Heimat. Am 1. August trugen wir rote Lampions mit dem weissen Kreuz, in Gärten flatterten Schweizer Fahnen. In den vergangenen Jahren begann ich mich daran zu gewöhnen, dass viele Menschen auch Taschen und Accessoires mit Schweizer Wappen tragen, spätestens seit Micheline Calmy- Rey auch Linke. Mit Christi Himmelfahrt gedenken wir, dass der Sohn Gottes diese Welt verlassen hat, zurückging zu seinem Vater, in Gottes Reich. An Pfingsten sandte uns Gott den Heiligen Geist aus «seinem Reich» – als Tröster, Beistand, Helfer, Berater und Ermutiger.Menschen, die mit Jesus leben, dürfen sich «Kinder Gottes» nennen. In Philipper 3,20 steht: «Unsere Heimat ist der Himmel, wo Jesus Christus, der Herr, lebt.» Paul Gerhardt schreibt in einem Lied: «Ich bin ein Gast auf Erden.» Das biblische Pfingstereignis lässt mich über Heimat und «Gast sein» nachdenken. Was erwarte ich von einem Gast, der aus der Fremde in meine Heimat kommt? Integration, Erlernen der Sprache, Offenheit für hiesige Lebensweise und eine gewisse Anpassung an die Umgebung. Auch wenn ich mich in meinem Umfeld zuhause fühle, weiss ich als Christ, dass meine Heimat nicht hier ist. Das Gastrecht nehme ich gerne in Anspruch. Mich als Gast auf Erden zu verhalten, lässt meinen Umgang mit Schöpfung und Mitmenschen rücksichtsvoller werden; ja auch Bereitschaft zu Integration und die gleiche Sprache gehören dazu. Als Christ möchte ich meine Herkunft nie leugnen, auch meinen christlichen Lebensstil weiterführen und als Botschafter meiner Heimat wahrgenommen werden. Ein ganz normales Gastrecht – mit Rechten und Pflichten wie es ALLEN Menschen in fremder Heimat zusteht!
Der Autor ist Nationalrat der SP, Gewerkschafter des Verkehrspersonals SEV und wohnt mit seiner Frau und den drei Söhnen in Gerlafingen SO.
DIESER ARTIKEL ERSCHIEN AM 23. MAI 2013 IM IDEA SPEKTRUM SCHWEIZ IN HEFT 2013-21