Satte 99 Millionen weniger – Idea Spektrum

Satte 99 Millionen weniger – Idea Spektrum

Satte 99 Millionen weniger – Idea Spektrum 715 358 Philipp Hadorn

Herbstzeit ist Budgetzeit. Unternehmungen, NGOs und der „Staat“ wägen Einnahmen und Ausgaben für das kommende Jahr ab. Diskussionen drehen sich um die Balance von Aufwänden und Erträgen. Grundsätzlich richtig. Doch etwas stört mich: Selten wird betend und denkend darüber gerungen, welches unsere Ziele sind und mit welchen Massnahmen diese zu erreichen sind. Erst jetzt gälte es zu prüfen, wie der erforderliche Sach- und Personalaufwand, auch die Investitionen, zu finanzieren sind.
Vor wenigen Tagen schlossen wir die Beratungen des über 66 Milliarden schweren Bundesbudgets in der Finanzkommission des Nationalrates (FK-N) ab. In einer Opfersymmetrie wurden querbeet Reduktionen budgetiert.Um 111 Millionen erhöhte die FK-N den Vorschlag des Bundesrates (BR) für das Landwirtschaftsbudget. So weit so gut. Doch der Ruf nach Kompensation eilte bereits voraus: Um satte 99 Millionen wird gemäss FK-N der BR-Vorschlag für Entwicklungshilfe gekürzt. Sind wir uns bewusst, dass in unserer Welt 1,4 Mia. Menschen in extremer Armut leben, 5,6 Mio. Kinder unter 5 Jahren pro Jahr an Hunger sterben (alle 6 Sekunden ein Kind), über 50 Mio. Menschen auf der Flucht sind und die Anzahl kriegerischer Konflikte Spitzenwerte erreicht?
Befürchten Christen eine Ausbreitung anderer Religionen, wenn Flüchtlinge in die Schweiz kommen, weil etwa unsere Zeugniskraft abnimmt? Oder ziehen wir selbst ausbeuterisches Profit-Maximieren der Nachfolge Christi vor?

Philipp Hadorn ist SP-Nationalrat, Gewerkschafter und wohnt in Gerlafingen.

DIESER ARTIKEL ERSCHIEN AM 24. NOVEMBER 2014 IM IDEA SPEKTRUM SCHWEIZ