Weihnachten mit Tarik – Idea Spektrum

Weihnachten mit Tarik – Idea Spektrum

Weihnachten mit Tarik – Idea Spektrum 715 358 Philipp Hadorn

Aus der Jungschar kannten sie ihn, unsere Jungs. Tarik ist sein Name. Seine muslimische Mutter und er würden Weihnachten nicht so richtig kennen. Deshalb wollten sie die beiden zu unserem Familien-Weihnachtsfest einladen. Nach der Zusage der beiden kam am Weihnachtstag der Anruf: Arbeiten müsse sie. Der Grossvater könne den 6-Jährigen aber trotzdem bringen, kam die Nachricht in gebrochenem Deutsch. Das Nachtessen bei uns schmeckte Tarik wohl nicht besonders. Beim Händedruck-Gebet an unserer kleinen Feier machte er gerne mit. Überhaupt war er gut drauf und versprühte Begeisterung. „En Schwizer-Pass“ wünsche er sich als Weihnachtsgeschenk, meinte er. Gegen 22 Uhr läutete seine Mutter an unserer Tür. Direkt von der Reinigungsschicht im Spital kam sie. Sie erzählte wenig, dankte für die Aufnahme ihres einzigen Kindes. Er schwärme oft von unseren Jungs, welche die Jungschar leiten. Eine halbe Stunde später verliessen sie uns.
Auf meiner Jahreskarte 2015 versandte ich zwei Texte. Einerseits den Losungsvers aus Römer 15,7 „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob“, andererseits ein Zitat vom Schriftsteller und Sozialisten Charles Péguy „Nur durch die Hoffnung bleibt alles bereit, immer wieder neu zu beginnen“. Auch Tarik und seine Mutter hatten uns als ganze Familie angenommen und meine Weihnachtskarte erhielt nun eine Geschichte aus der Praxis – ein ­hoffnungsvoller Beginn für 2015!

Philipp Hadorn ist SP-Nationalrat, Gewerkschafter und wohnt ihn Gerlafingen.

DIESER ARTIKEL ERSCHIEN AM 10. JANUAR 2015 IM IDEA SPEKTRUM SCHWEIZ