Highlights meiner Gymeler-Ferien: Camp, halbtags Austausch zu Themen aus dem Leben anhand biblischer Texte, kreative Strasseneinsätze mit Theater, den Rest des Tages Diskussionen mit Menschen im Alltag und am Rande der Gesellschaft. Der Einblick in kaputte Leben machte mich betroffen. Obdachlose, Suchtkranke, Frustrierte und Gestrandete brachten wir in unsere Kaffeebude. Nebst Austausch und Gebet drängte sich die Klärung konkreter Fragen auf: was essen, wo schlafen, wie mit der Sucht umgehen, welche Perspektiven? Ich durfte erleben, wie Menschen durch eine Beziehung mit Jesus und neuen Freunden eindrückliche Veränderungen erlebten – einzelne. Bettel- und Aufenthaltsverbote bannen heute Elend aus unserem Sichtfeld. Ängstliche, hoffnungsvolle Augen kreuzen unsere Blicke, oft aus dunkelhäutigen Gesichtern, umrahmt von krausem Haar. Das Herbstprogramm des Nationalrates sieht eine Sondersession vor: Asyl. Moratorium, Neustrukturierung, Beschleunigung sind die Stichworte. Rechts- und Mitteparteien fahren nun Kampagnen gegen Fremde. Und wie reagieren Christen? Der biblische Massstab ist eineindeutig: „Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben, oder durstig und dir zu trinken gegeben? Und wann haben wir dich fremd und obdachlos gesehen und aufgenommen, oder nackt und dir Kleidung gegeben? […] Darauf wird der Herr ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für eines meiner geringsten Geschwister getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Matth. 25,37-40) Bekennen wir Farbe!
Philipp Hadorn ist SP-Nationalrat, Gewerkschafter des Verkehrspersonals SEV, Präsident des Blauen Kreuzes Schweiz.
DIESER ARTIKEL ERSCHIEN AM 26. August 2015 IM IDEA SPEKTRUM SCHWEIZ