Von Paulus über Jakobus zu Hiob!
Lesen Sie auch die Bibel? Glauben Sie auch, dass die Bibel die Richtschnur für unser Leben und Denken sein darf? Perfekt. Paulus lehrt uns klar, dass uns allein der Glaube* durch die Gnade vor Gott gerecht macht, also ein ewiges Leben in Gemeinschaft mit ihm ermöglicht. Jakobus weist nach, dass unsere Werke vor Gott gerecht** machen. Na, was soll denn das? Ein offensichtlicher Widerspruch?
Kürzlich hat mich die Geschichte Hiobs einige Wochen durch den Alltag begleitet. Im Moment unvorstellbarer Trauer kommen Hiobs Freunde und erklären ihm das Wirken und die Gerechtigkeit Gottes. Besser gesagt, sie versuchen es. Ratschläge, Schlüsse und Urteile folgen. Gott begegnet Hiob neu, reagiert anders, überraschend und fragt Hiob: Willst Du mit Gott, dem Allmächtigen, streiten und ihn tadeln? ***
Betroffen erlebe ich das Elend der Flüchtlinge. Ohnmächtig sehe ich auch von Christen die unglaubliche (ungläubige?) Angst vor Fremden. Beeindruckt sehe ich, wie Kirchen und Gemeinden ihre Türen öffnen. Unspektakulär, bescheiden und treu leben sie das Liebesgebot Christi. Stellt sich jetzt noch jemand die Frage, was exakt gerecht macht vor Gott? Auf diese theologischen Spitzfindigkeiten pfeife ich. Ratschläge und Theorien erspare ich Ihnen. Mein Bestreben ist ganz einfach, Mensch und Bruder zu sein, besonders den Bedürftigen – Nächstenliebe wie Christus es mich lehrte und beim Versagen, Vergebung zu erleben. Könnte dies auch Ihr Ansatz sein? Ein Tatbeweis der Menschwerdung Gottes? Ein Hinweis auf die Erlösung durch einen souveränen Gott?
* Römer 3,28 / ** Jakobus 2,24 /// *** Hiob 40,2
Der Autor ist SP-Nationalrat der SP, Gewerkschafter des Verkehrspersonals SEV, Präsident vom Blauen Kreuz Schweiz, engagiert sich in der evang.-method. Kirche und lebt mit seiner Frau und den drei Söhnen (19, 21 & 24 j.) in Gerlafingen SO, www.philipp-hadorn.ch.
DIESER ARTIKEL ERSCHIEN AM 18. November 2015 IM IDEA SPEKTRUM SCHWEIZ