Liebe – lang und sicher

Liebe – lang und sicher

Liebe – lang und sicher 400 266 Philipp Hadorn

Liebe in der Politik? Woran denken Sie? An das Bild eines neuen Glamour-Paares? An das Gerücht von der jüngsten Trennung im Showbusiness? Oder an das Liebesleben der Politiker und Politikerinnen?

Auch dieses Liebesleben ist ein Spiegel der Gesellschaft. Mal erfreulich, mal schwierig, oft im Wechsel. Nicht immer nachahmenswert, manchmal gefährlich, leichtsinnig oder gar tragisch. Und dann gibt es auch noch den Umgang miteinander, die politische Auseinandersetzung. Wir wissen es: Dieser Umgang ist nicht immer «liebevoll»

Liebe im Bundesamt für Gesundheit

Liebe ist auch im Bundesamt für Gesundheit (BAG) ein Thema. Seine Kampagnen reduzieren die «Liebe» aber oft nur auf gelebte Sexualität. «Safer Sex-Regeln» beanspruchen nur eines: sexuell übertragbare Infektionen zu bekämpfen.

Schutz der Ehe?

Die Regulierung und der Schutz des Zusammenlebens in einer Zweierbeziehung von gleich- und andersgeschlechtlichen Paaren ist Veränderungen unterworfen. In der Spannung zwischen Kern- und Kampfthema ist diese Auseinandersetzung unterdessen zum Dauerbrenner in christlichen Kirchen und Gemeinden geworden – mit äusserst kontroversen Signalen an die Politik, wem denn das Siegel der Ehe zukommen darf.

Agenda der Liebe

Wie sieht nun eine Politik der Liebe aus, einer Liebe, die von Christus geprägt ist? Geht es dabei um Nächsten- oder gar Feindesliebe? In den Bereichen Armutsbekämpfung, Bevölkerungspolitik, Bildung, Gesundheit, Trinkwasser, Wirtschaft, Klima, Energie, Landwirtschaft, Technologiefortschritt, Rohstoff- und Finanzmärkte gibt es Agenden mit Zielen und Massnahmen. Gibt es auch hier eine Agenda der Liebe? Und was sollte mit dieser Agenda geregelt werden?

Merkmale …

Als Christ beschäftigt mich die Frage, wie (m)eine Politik von der Liebe Christi geprägt werden kann. Welche Themen werden denn von der Liebe Christi beeinflusst? Der «Fromme» sagt forsch: alle!

Das aber scheint mir zu billig bzw. zu wenig konkret. Vielleicht hilft ein Blick in den 1. Korintherbrief weiter. Die «Neue Genfer Übersetzung» setzt über das Kapitel 13 den Titel «Die Liebe – grösser als alle Gaben». Gefolgt von «Merkmalen der Liebe»: Sie ist geduldig, freundlich, kennt keinen Neid, spielt sich nicht auf, ist nicht eingebildet (Vers 4), nicht taktlos, sucht nicht den eigenen Vorteil, verliert nicht die Beherrschung, ist nicht nachtragend (Vers 5), freut sich, wo Wahrheit siegt (Vers 6), hofft und gibt nie auf (Vers 7).

… und Themen der Liebe

Ins nationale Parlament wurde ich gewählt, um als Volksvertreter Gesetze zu gestalten sowie die Tätigkeit der Verwaltung zu organisieren und zu beaufsichtigen. Können diese «Merkmale der Liebe» Eingang in unsere Regulierungen finden? Welche Auswirkungen könnten sie auf Themen haben wie die Altersvorsorge und Sozialversicherung; den Umgang mit Eigentum, Steuern, Arbeit, Natur, Kriminalität und Kranken; den Zugang zu Leistungen in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Kultur, Wohnen, Lebensmittel, Kultus, Mobilität; die Aufnahme von Hilfesuchenden und (vorerst) «Fremden»; das Leben mit Gleich- und Andersglaubenden? Die Liste ist lang und könnte noch fortgesetzt werden.

Liebe als «Benchmark»

Für die Sachgeschäfte in der Politik führen wir Anhörungen mit Expertinnen und Interessenvertretern durch. Gutachten werden in Auftrag gegeben und Berichte analysiert. Statistiken zeigen Fakten, und Benchmarks ermöglichen Vergleiche. Doch einen Schlüssel zur Berechnung eines «Liebesquotienten» kennt die Politik nicht.

Liebe im Praxistest

Und so kehre ich zurück in meinen Alltag als Politiker: Ich starte den Tag, bitte Gott um Weisheit, setze dankbar meine Fähigkeiten und Erfahrungen ein und treffe Entscheidungen, die ich als von Gott erschaffener und geliebter Mensch als richtig erachte. Vielleicht macht genau dies eine von der Liebe Christi geprägte Politik aus: einer Liebe, die lang und sicher ist!

Philipp Hadorn, 50 j., ist SP-Nationalrat, Zentralsekretär der Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV, Präsident vom Blauen Kreuz Schweiz, hat drei erwachsene Söhne und lebt mit seiner Frau in Gerlafingen SO, wo er sich in der evangelisch- methodistischen Kirche engagiert.

DIESER ARTIKEL ERSCHIEN IM FEBRUAR 2018 IM MAGAZIN INSIST

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