«Gott, schweige nicht! Sieh nicht untätig zu!» lesen wir im Psalm 83 Vers 2. Asafs Situation war kaum mehr auszuhalten. Die Drohungen gefährdeten die Existenz.
In der Schweiz sitzen die Feinde nicht mehr auf Pferden, kommen nicht aus anderen Ländern. Aktuell droht Gefahr wegen ungleicher Verteilung von Besitz und Einkommen, Verschlechterung der Altersvorsorge und Sozialwerke, Abbau der Solidarität in Krisensituationen, Widerstand gegen Regulierung bzw. Ordnung und Vergöttlichung des Wettbewerbs! Menschen erleben Grenzen: physisch und psychisch.
Christen präg(t)en den sozialen Frieden! Auch die Schweizer Theologen Leonhard Ragaz und Karl Barth bekannten sich zum religiösen Sozialismus, traten der sozialdemokratischen Partei bei und wirkten beim Aufbau der lokalen Gewerkschaftsbewegung und bei Streiks mit. Christen setz(t)en sich erfolgreich ein für Chancengleichheit, Gleichberechtigung, sozialen Ausgleich, Sozialpartnerschaften, Regelung von Arbeitszeiten und Recht auf Ruhetage an Sonn-, Feier- und Ferientagen. Viele christliche Gemeinden versuchen heute Politik aus den kirchlichen Räumlichkeiten zu verbannen. Zu gross ist die Angst, Gemeindeglieder zu brüskieren und interne Streitigkeiten zu provozieren.
Gott spricht mit der Verheissung in Psalm 85: Güte und Treue verbinden sich, Gerechtigkeit und Frieden küssen einander. «Ja, Gerechtigkeit wird dem Herrn vorausgehen und ihm den Weg bahnen.» Ein Wendepunkt, eine echte Bekehrung, beinhaltet also auch Gottes Gerechtigkeit sichtbar zu machen, z.B. als Partei- oder Gewerkschaftsmitglied, Wählender, Mitglied einer Kommission oder des Gemeinderates. Bahnt einen Weg unserem Gott!
Der Autor ist Nationalrat der SP, Gewerkschafter des Verkehrspersonals SEV und wohnt mit seiner Frau und den drei Söhnen in Gerlafingen SO.
DIESER ARTIKEL ERSCHIEN AM 27. Februar 2013 IM IDEA SPEKTRUM SCHWEIZ IN HEFT 2013-09