Sanierung mit Neubau: Wer bringt Licht ins Dunkel?
GOTTHARD-TUNNEL Seit 30 Jahren verkürzt der Gotthard-Strassentunnel die Reise in den Süden. Braucht es zur Sanierung eine zweite Röhre? Noch gibts kein Licht am Ende des Tunnels.
Am 1. Juni erwartet die Schweiz einen grossen Tag: Der Gotthard-Basistunnel wird eröffnet. Zwei 57 km lange Einspurröhren werden der Bahn übergeben. 12 Milliarden kosten sie. Berücksichtigen wir auch noch den Lötschberg und Ceneri im NEAT-Konzept mit den drei Basistunnels, sind es rund 24 Milliarden. Verfassungsauftrag und politische Ziele sind klar: Zur Sicherstellung der Mobilität von Mensch und Waren muss ein möglichst hoher Anteil des Verkehrs auf der Schiene transportiert werden
Im Vergleich zu Alternativen ist der Bahnverkehr sicher, ökologisch und preiswert. Noch bevor die Auswirkungen der neuen Bahntunnels ihre Wirkung entfalten können, müssen wir über eine zweite Gotthardstrassen-Röhre abstimmen. Das ist absurd! Zuerst stemmen wir eine hohe Bahninvestition, anschliessend wollen wir diese mit einem weiteren Strassentunnel torpedieren … Die Sanierung des vorhandenen Strassentunnels ist unbestritten. Aber eine Variante zu wählen, welche 3 Milliarden mehr kostet als notwendig wären, ist grotesk. Im November bestätigte das Bundesamt für Strassen ASTRA in einem Bericht, dass der Gotthard-Strassentunnel noch mindestens zwei Jahrzehnte lang ganz normal betrieben werden kann, ohne dass er bei Sanierungsarbeiten einen einzigen Tag geschlossen werden müsste. Und für eine spätere temporäre Schliessung liegen Konzepte für den erfolgreichen Verlad auf die Schiene vor.
Eine Verlagerung der Güter von der Strasse auf die Schiene verlangt auch unsere Verfassung. Der Ausbau auf 2 x 2 Strassenspuren wird über kurz oder lang dem Verkehr übergeben. Wussten Sie, dass viele Hauptstrassen von Agglomerationsgemeinden x-fach mehr Verkehr zu bewältigen haben als der Gotthardtunnel? Bleiben wir haushälterisch mit unseren Finanzen und ehrlich in der Verkehrspolitik! Deshalb: Nein zur 2. Gotthardröhre!
Der Autor ist SP-Nationalrat der SP, Gewerkschafter des Verkehrspersonals SEV, Präsident vom Blauen Kreuz Schweiz, engagiert sich in der evang.-method. Kirche und lebt mit seiner Frau und den drei Söhnen (19, 21 & 24 j.) in Gerlafingen SO, www.philipp-hadorn.ch.
DIESER ARTIKEL ERSCHIEN AM 20. JANUAR 2016 IM IDEA SPEKTRUM SCHWEIZ