PRO UND KONTRA – IDEA SPEKTRUM

PRO UND KONTRA – IDEA SPEKTRUM

PRO UND KONTRA – IDEA SPEKTRUM 400 266 Philipp Hadorn

Die AHV betrifft alle – jetzt und auch in Zukunft

VOLKSINITIATIVE Die Renten seien längerfristig nicht gesichert, sagen die einen. Deshalb müssten sie rechtzeitig erhöht werden, meinen die andern. Welcher Weg ist generationentauglich?

PRO: 

Altersarmut: Materielle Not von Familien, Alleinerziehenden und Menschen ohne regelmässiges Einkommen ist gravierend, Altersarmut nimmt zu. Rund 193 000 Menschen müssen Ergänzungsleistungen beanspruchen, zunehmend auch Ältere. Würde ist ein Teil der Annahme, welche uns Christus lehrt. Menschen sollen ihren Wert nicht über Funktion, Ausbildung, Titel oder Einkommen definieren, sondern durch die Annahme Christi. Dazu gehört zwingend, dass Menschen ihren täglichen Bedarf decken und am sozialen und gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Jesus ergriff Partei für diejenigen, welche keine Versorgung hatten, u.a. Witwen, Waisen und Entrechtete. AHV – ein soziales Plus: Die Altersvorsorge der 1. Säule ist ein Schweizer Erfolgsmodell: Alle Beschäftigten zahlen auf ihrem ganzen Einkommen ihre AHV-Beiträge (hälftig Arbeitnehmende und Arbeitgebende), die Bezüge sind unten plafoniert und oben gedeckelt. Die AHV rechnet die Jahre der Kinderbetreuung an, anders als die Pensionskasse, die mehrheitlich Frauen benachteiligt. Pensionskasse unter Druck: Die Renten der 2. Säule sind unter Druck. Die Umwandlungssätze (Grundlage zur Berechnung der Rentenhöhe) sinken ständig, die Zinssätze sind im Keller und die Finanzindustrie verdient masslos. Anders die AHV: Das Umlageverfahren führt die Abzüge direkt ins Portemonnaie der Senioren. Chance AHVplus: Die AHVplus ist die sicherste und effizienteste Altersvorsorge mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Eine Erhöhung von 10%, also +/- 200 Fr. pro Monat für Einzelpersonen bzw. 350 Fr. für Ehepaare, ist mit plus 0,4% durch Arbeitgebende und -nehmende finanzierbar. Dieser Akt der Solidarität sichert den Generationenvertrag und bedeutet Solidarität mit zwei Dritteln der Rentner, deren Haupteinkommen die AHV ist … und auch Würde.

Philipp Hadorn ist Nationalrat der SP und u.a. Mitglied der Kommission für Verkehr. Der Zentralsekretär der Gewerkschaft SEV und 3-fache Vater wohnt in Gerlafingen SO.

DARUM GEHT ES BEI DER ABSTIMMUNG Die Volksinitiative „AHVplus“ wurde von den Gewerkschaften lanciert und fordert ab 2018 einen Zuschlag von 10 Prozent auf alle bestehenden und künftigen Altersrenten der Alters- und Hinterbliebenenversicherung (AHV). Die 1. Säule erhält damit eine höhere Gewichtung. Argumente der Befürworter: Die Renten hinken den Löhnen hinterher. Die Erhöhung der Renten stellt im Sinne der Verfassung sicher, dass allen Bürgerinnen und Bürgern der gewohnte Lebensunterhalt auch in Zukunft zur Verfügung stehen wird. Argumente der Gegner: Die AHV muss gesichert und soll nicht ausgebaut werden. Die Initiative bringt eine grosse Kostensteigerung mit sich. Eine pauschale Erhöhung der Renten macht wenig Sinn; die angestrebte Gesamtreform der Altersvorsorge ist nachhaltiger. (Quellen: Abstimmungsbotschaft, www.politnetz.ch; Redaktion: tf)

DIESER ARTIKEL ERSCHIEN AM 07. SEPTEMBER 2016 IM IDEA SPEKTRUM SCHWEIZ

36-2016